Stein des Monat Januar 2022

Das Mettinger Mineralienmuseum präsentiert.
Stein des Monats Januar 2022: Granat.

Schon seit vielen Jahrhunderten fasziniert der Edelstein Granat die Menschheit. Über den Ursprung des Namens Granat gibt es unterschiedliche Auffassungen. So soll nach einer Meinung der Name „Granat“ sich vom lateinischen Begriff „granum“ für „Korn“ ableiten, da die rundliche Form gefundener Roh-Edelsteine diesen Vergleich nahelegt. Nach anderer Auffassung ist ursächlich für den Namen die optischen Ähnlichkeit zu den rot umhüllten Samenkernen des Granatapfelbaumes. Die Bezeichnung „Granat“ ist der Oberbegriff für eine ganze Gruppe von Mineralien, die zu den Silikaten gehören. Granate treten häufig in Magma-Gesteinen auf, aber auch in den Gesteinen wie Gneis oder Glimmerschiefer, die sich unter hohem Druck und hoher Temperatur verändert haben. Die 6 bekanntesten Vertreter dieser Gruppe sind Pyrope (böhmische Granate), Almandin, Grossular, Spessartin, Andradit und Uwarowit. Alle diese Granatarten besitzen die gleichen physikalischen Eigenschaften und kristallisieren in Würfelform, haben allerdings unterschiedliche chemische Spurenelementen, die für die Farbe ausschlaggebend sind. Die wichtigsten Granatvarietäten sind Pyrop und Almandin, die roten und damit bekanntesten Varianten. Daneben gibt es noch den orange bis rotbraunen Spessartin, Grossular, der seinerseits farblos, grün, gelb oder braun sein kann, Andradit, den es in braun, grün und schwarz gibt und Uwarowit, der mit dunkelsmaragdgrün besticht. Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang eine Varietät des Granatminerals Andradit, der Demantoid. Sein Name bedeutet “diamantähnlicher Glanz”. Er gilt aufgrund seiner enormen Leuchtkraft, die von der extrem hohen Lichtbrechung herrührt, als die teuerste Granat-Varietät und als einer der wertvollsten Edelsteine überhaupt. Der Demantoid wurde erstmals 1853 im Ural in Russland gefunden. Er entwickelte sich schnell zum Lieblingsstein des russischen Star-Juweliers Fabergé, der den extrem seltenen Demantoid für viele Schmuckstücke der Zarenfamilie verwendete.

Die Farbe der Demantoide reicht aufgrund von Chrom von hellem Grün bis zu Smaragdgrün. Insgesamt sind ca. 38 verschiedene Handels- und historische Granatarten bekannt. Seit der Antike wird berichtet, dass die heiligen Granate aus sich selbst von innen leuchten. Im Talmud steht geschrieben, dass Noahs Arche von einem einzigen Granat erleuchtet gewesen sein soll. Die Schönheit des Granat wurde in allen antiken Kulturen bewundert. Einer der ältesten Funde ist ein zylindrisches, grünes Spessartin-Siegel aus der mesopotamischen Stadt Ur. Es sollte die Macht des letzten sumerischen Königs, Ibbi-Sin, untermauern. Der griechische Philosoph und Naturforscher Theophrast von Eresos (371-287 v. Chr.)  verglich den Granat mit glühender Kohle, nannte ihn „Anthrax“ und beschrieb erstmals sein magisches Leuchten in einem von ihm verfassten Steinbuch. Diese Leuchtkraft beschäftigte auch den römischen Philosophen Plinius den Älteren (23-79 n. Chr.), der rote Granate „Carbunculus“ nannte. Dieser Name wurde aber auch für andere rote Edelsteine benutzt, denn er bedeutet “kleine heiße Kohle”. Zur Zeit der Völkerwanderung wollten die Führer der großen Germanenstämme von den hervorragenden Eigenschaften der roten Granate und Almandine profitieren. Daher schmückten sie sich mit granatbesetzten Broschen, Scheibenfibeln genannt. Auch das Zaumzeug der Pferde und die Waffen waren mit den blutroten Steinen besetzt. Sie sollten des Trägers Mut stärken und Schutz im Kriegsgetümmel gewähren. Die Wikinger nutzen Granatschmuck als Grabbeigabe, um den Toten den Weg nach Walhalla zu erleuchten. Im Mittelalter waren Granate zusammen mit Rubinen und Spinellen dann unter der Bezeichnung Karfunkelsteine bekannt und begehrt und wurden – vermutlich aufgrund der blutroten Farbe – auch Blutstropfen Christi genannt. Die blutroten Farbtöne der Granatarten Almandin und Pyrop standen für Herrscherwürde und Macht im weltlichen und kirchlichen Bereich.
Der bekannteste Granat des Mittelalters trug den Namen „ Der Waise „ und schmückte die Krone des Heiligen Römischen Reiches. Das Kronjuwel wurde im Jahre 962 für den Sachsen Otto I anlässlich seiner Krönung, auf der Insel Reichenau angefertigt.
Der Stein sollte den Träger stärken, seinen Mut und die Tapferkeit entfachen, und sein strahlendes Licht Weitsicht suggerieren. Die blutrote Farbe des legendären Steins erinnerte aber auch an die Macht des Herrschers des Heiligen Römischen Reiches und damit an seine Verpflichtung, als Vertreter Christi auf Erden jederzeit bereit zu sein, für seinen Glauben als Märtyrer zu sterben. Der Granat verschwand unter der Regentschaft von Karl IV. und sein Verbleib konnte nie aufgeklärt werden.
Bei den Kreuzfahrern schmückten Granate Rüstungen und Schilde, da Granaten nachgesagt wurde Blutungen zum Stillstand zu bringen.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde der Granat zu einem wahren Mode-Edelstein, besonders böhmische Granate (Pyrope) waren beliebt. Bis 1909 wurde der „Laufenberger Granat“ in Radenthein abgebaut und zur Bearbeitung in die berühmten böhmischen Schleifereien geliefert. Unter dem Markennamen „Böhmische Granate“ kamen sie als hochgeschätzte Qualitätsprodukte in den Handel.
Schon in der Antike wurden dem Granat magische Kräfte zugeschrieben. Wegen seiner tiefroten Farbe wurde er häufig mit Liebe, Leidenschaft und Lebensenergie in Verbindung gebracht. Er sollte seinem Träger Vitalität bringen, Vertrauen, Halt und Zuversicht geben, ihn vor Feinden schützen und die Fantasie anregen. Im Mittelalter glaubte man außerdem, dass die Augen von Drachen aus Granat beständen. Auch unter dem Horn des Sagentieres Einhorn sollte ein Granat oder Karfunkelstein wachsen, der lebensrettende Fähigkeiten hatte.

Bereits Hildegard v. Bingen kannte die Heilwirkungen des Granat. So soll der Granat vor allem auf die Körpersäfte wirken. Ihm wird nachgesagt, dass er die Durchblutung fördere, die Bildung von Plasma und roten Blutkörperchen anrege, das Herz stärke und den Kreislauf stabilisiere. Des Weiteren soll er die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen und Albträume verhindern. Im Buddhismus wird er als heilender Stein gesehen, der erhellend auf die Seele wirkt und die positiven Wesenszüge fördert. Noch heute sind Granate ein Symbol für Licht, sowie für Treue und Wahrheit. Aufgrund Ihrer relativ hohen Dichte und einer Mohshärte von 6,5-7,5 sind Granate sowohl als Schmuckstein wie auch für industrielle Nutzung interessant. Sie werden unter anderen als Schleifmittel beim Sandstrahlen oder in feinmechanischen und optischen Instrumenten eingesetzt. Selbst in die Computerspiele hat der Granat Einzug gehalten. In Skyrim gibt es sowohl Schmuckstücke aus Granat wie auch Granate als Edelsteine zur Erhöhung der Spielfreude.