Stein des Monats November 2024

Das Mineralienmuseum Mettingen präsentiert:
Stein des Monats November 2024: Chiastolith (Kreuzstein)

Der Chiastolith, auch Kreuzstein genannt, hat seinen Namen vom griech. „chiastos“, was „kreuzförmig“ oder „diagonal angeordnet“ bedeutet. Maßgeblich für die Benennung war die Ähnlichkeit des griechischen Buchstabens Chi mit dem Buchstaben „X“ und „Lithos“ für Stein. Der deutsche Name Kreuzstein rührt ebenfalls von der auffälligen Zeichnung des Steins her. Der Chiastolith ist eine Varietät des Andalusits, einem Aluminiumsilikat. Kohlenstoffeinschlüsse, insbesondere Graphitpartikel formen in der flüssigen Magma unter besonderen Einflüssen ein schwarzes Kreuz. Der Chiastolith ist normalerweise ein undurchsichtiger, brauner Halbedelstein, der wegen seines Kreuzmusters als Schmuck verwendet wird. Neben „Kreuzstein“ ist der Chiastolith auch unter den Namen Lapis-Kreuzblütler, Maltesit und Kreuzit bekannt. Das Aussehen des Chiastolith ist weiß, grau, braun oder gelblich mit Kreuzzeichnung. Er ist undurchsichtig. Der Chiastolith gilt als einzigartig da er in der Lage ist prismatische Kristalle mit quadratischem Querschnitt zu bilden. Einige alte Interpretationen bezüglich der Bedeutung des Chiastolith sprechen von einem Zeichen von Gottheiten, das als Glücksbringer oder schützender Talisman gilt. Kreuzsteine wurden oft zum Schutz vor dem bösen Blick, Zauberei oder Unglück verwendet. Die amerikanischen Ureinwohner verwendeten Chiastolith schon immer zum Schutz bei ihren Ritualen. Ein Cherokee-Stamm hat sogar Legenden über die „Kleinen Leute“ ins Leben gerufen, deren Tränen kreuzförmig waren. Im Laufe der Geschichte wurde Chiastolith jedoch vorwiegend mit dem Kreuz des Christentums in Verbindung gebracht. Das Kreuz sollte dabei an die Auferstehung erinnern. Die erste Erwähnung von Chiastolith findet sich in einem 1648 erschienenen Buch des niederländischen Geographen Johannes De Laet mit dem Titel „De Gemmis et Lapidibus“ (lateinisch für „Von Edelsteinen und Steinen “). Ab dem 16. Jahrhundert wurde Chiastolith vor allem als religiöses Souvenir an diejenigen verkauft, die den Jakobsweg in Spanien absolvierten. Die christliche Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela, einer Kathedrale über dem Grab des Apostels Jakobus, geht auf das 9. Jahrhundert zurück. Diese heilige Stätte, das Endziel einer 1.000 Kilometer langen Reise, ist neben Jerusalem und Rom einer der drei Orte, an die Katholiken reisen können, um Vergebung für ihre Sünden zu erlangen. In den Jahren 1620 und 1653 ließen sich christliche Siedler in Massachusetts (USA) nieder. In Lancaster in Massachusetts, fanden sie Chiastolith und waren von seiner geheimnisvollen, möglicherweise heiligen Form fasziniert. Sie schickten Chiastolith Steine nach England, wo sie bei den Königen beliebt wurden und noch heute in vielen englischen Museen zu finden sind. Heute ist Chiastolith in Spanien und Frankreich noch immer ein wichtiges Kulturgut. Dort wird es abgebaut und immer noch an katholische Touristen verkauft. Oft wird es auch poliert und zu Chiastolith-Schmuck verarbeitet. Der Stein gilt laut einer Studie aus dem Jahre 2016 als ein wichtiges Element des geologischen und kulturellen Erbes von Nordwestspanien. Die meisten Andalusite haben einen Härtegrad von 6,5–7,5 auf der Mohs- Scala. Der Chiastolith hingegen hat einen Härtegrad von 5–5,5 auf der Mohs- Scala, ist also weicher. Fundorte für Chiastolithe sind Kalifornien, Spanien, Brasilien, Sri Lanka, Frankreich, Schweden, Algerien, Sibirien und Russland. Industriell werden Andalusite wie Chiastolith aufgrund ihrer ausgezeichneten Hitzebeständigkeit in feuerfesten Auskleidungen von Brennöfen verwendet. Der Chiastolith zählt zu den starken Heilsteinen. Man sagt ihm nach, er könne die Durchblutung verbessern, fiebersenkend wirken und das Nervensystem kräftigen. Außerdem fördere er die Milchbildung bei stillenden Müttern, wirke aufbauend bei Erschöpfungszuständen und Schwächegefühlen, lindere Übersäuerung und sei hilfreich bei Rheuma und Gicht. In esoterischen Kreisen wird der Kreuzstein oft als Stein der Balance bezeichnet. Dabei wird die Kreuzstruktur als Symbol für Erneuerung, Veränderung, Harmonie und Ausgeglichenheit interpretiert. Daneben gilt er als Stein, der sehr beruhigend wirkt, Ängste und Schuldgefühle löst und Nervosität mildert. Er soll den Realitätssinn fördern, den Verstand stärken, Stress lindern und gerade bei jungen Menschen zu einem selbstständigerem Leben verhelfen.
In der Literatur findet sich ein Thriller mit dem Titel „Kreuzstein „von Ulrich C. Schreiber. Außerdem gibt es ein Kreuzsteinspiel für Kinder in Kitas und Kindergärten.
Text & Bild: Karin Brinkmann (Mineralogie Museum Mettingen)