Das Mettinger Mineralienmuseum stellt vor:
Stein des Monats Juni 2022: die Perle.
Perlen sind Erzeugnisse von Muscheln aus der Familie der Flügelmuscheln. Woher der Name Perle stammt, ob von der Muschelart (lat. Perna) oder von der kugeligen Form (lat. Sphaerula), ist unklar. Die Römer übernahmen den griechischen Namen Margarita für Perle, der sich bis heute im Namen Margarete wiederfindet. Der Namenszusatz margaritifera, den eine ganze Reihe von Muscheln führen, bedeutet auf deutsch „perlentragend“. Hauptbestandteil der Perle ist Perlmutt. Es handelt sich dabei hauptsächlich um kohlensauren Kalk in der Modifikation des Aragonits. Dazu kommt Conchin, eine organische Hornsubstanz, die kittartig, die in dem Mittelpunkt konzentrisch gelagerten Mikrokristalle verbindet. Die Bildung von Perlen erfolgt als Ergebnis einer Reaktion gegenüber Fremdkörpern, die zwischen Muschelschale und Mantel oder ins innere des Mantels eingedrungen sind. Da die äußere Haut des Mantels durch Perlmuttausscheidungen die Muschelschale aufbaut, werden alle Fremdkörper in diesem Bereich mit umschlossen. Eine solche Abkapselung führt zur Perle. Im Innern des Mantels eingedrungene Fremdkörper führen zu allseits gerundeten Perlen. Obwohl nur von geringer Härte (Mohshärte von 2 1/2- 4 1/2) ist Perlmutt überaus resistent und elastisch, weshalb die Forschung intensiv nach synthetischen Produktionsmöglichkeiten sucht. Der Schimmer des Perlmutts wird von Experten mit zwei Fachbegriffen beschrieben: Lüster und Orient. *Unter **Lüster* versteht man den Oberflächenglanz einer Perle, während Orient den Innenglanz der Perle – das innere Leuchten, das aus der Perle dringt, beschreibt. Die Größe der Perlen schwankt zwischen der eines Stecknadelknopfes und eines Taubeneies.
Je größer, runder, farbenprächtiger, ebener und schimmernder eine Perle ist, desto größer ist ihr Wert. Bei den Perlen wird nach Naturperlen und Meeresperlen, beides echte Perlen, die ohne Zutun des Menschen entstehen, und Zuchtperlen, die mit menschlichem Einsatz entstehen, unterschieden. Heute besteht der Perlenhandel zu 90 % aus Zuchtperlen. 70% der Perlen werden auf Schnüre aufgezogen, wobei das Loch jeweils an einer Stelle gebohrt wird, die fehlerhaft oder nicht so schön ist. Natürlich gewachsene Perlen sind selten und konnten nur durch die mühsame und gefahrvolle Perlenfischerei ans Tageslicht befördert werden. Erst die Perlenzucht ermöglichte einer breiten Schicht den Erwerb und Besitz der Schmuckstücke. Besonders in China, Japan, Australien und der Südsee (Indonesien, Philippinen, Französisch-Polynesien) ist der Zuchtperlenhandel ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die Perlenzucht beginnt mit dem Einpflanzen eines Perlenkerns, der zumeist aus einem gedrechselten Stück Schale der amerikanischen Süßwassermuschel besteht und mit ein wenig Epithelgewebe in die zur Familie der Flügelmuscheln gehörende Zuchtauster eingesetzt wird. Dabei wird die Perlauster durch hoch qualifizierte und daher oft auch hoch bezahlte Fachleute einem chirurgischen Eingriff unterzogen. Die Auster wird den Perlenkern dann im Laufe der folgenden Jahre Schicht um Schicht mit kostbarem Perlmutt ummanteln. Die Perle wächst etwa zwei bis fünf Jahre in der Auster, bevor sie geerntet werden kann. Perlen, die eigentlich dem Tierreich des Wassers zu zuordnen sind, werden seit Menschengedenken zu den wertvollsten Edelsteinen gezählt. Sie dienen den Menschen seit über 6000 Jahren als Schmuck und um sie ranken sich Sagen und Mythen. 2012 fanden Archäologen in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Perle, die sie zwischen 5547 und 5235 vor Christus datierten. Einige Jahre später wurde in den VAE sogar eine Perle gefunden, deren Entstehung auf den Zeitraum zwischen 5800 und 5600 vor Christus zurückgeht. In China gab es vor 2500 Jahren v. Chr. Bereits regelrechten Perlenhandel. Kleopatra VII soll besonderen Gästen Perlenpulver in Wein kredenzt haben. Vom Perlenschmuck der Königin von Saba künden Legenden. Selbst Luther stellt in seiner Bibelübersetzung in Hiob 28,18 Perlen der Weisheit gegenüber und Luzifer soll sich an Perlen die Zähne ausgebissen haben. Die Griechen glaubten, Perlen seien Tau vom Mond, für die Römer waren sie Früchte der Liebesgöttin Venus. Für die kurdischen Mystiker ist die Perle wie „ein Embryo, das am Grund seines Muscheluterus schlummert“. Im Christentum gilt die Perle als Symbol der jungfräulichen Empfängnis Marias. Viele Kulturkreise weisen der Perle einen tiefen Symbolcharakter zu. So sind Perlen in China z. B. das Symbol für Reichtum, Weisheit und Würde; in Japanbedeuten sie Glück und in Indien reichen Kindersegen. In anderen Kulturkreisen gelten Perlen als Metapher für die Schönheit der Frauen oder bestimmte Körperpartien wie z. B. Zähne, die oft mit Perlen verglichen werden. Redensarten sprechen von „ Perlen vor die Säue“werfen oder von einer “Perle von Mensch“. Perlen sind aber auch ein Symbol für Tränen. Im Mittelalter galten Perlen in der sakralen Welt als Zeichen der Liebe zu Gott. Im Neuen Testament in der Offenbarung des Johannes 21,21 werden 12 Tore mit 12 Perlen gleichgesetzt. Durch die Erwähnung der Perlen in der Heiligen Schrift wurden sie zum unverzichtbaren Teil der Machtdemonstration christlicher Herrscher. Perlen galten als Statussymbole und waren lange Zeit den Reichen und Mächtigen vorbehalten. Auch für Weissagungen wurden Perlen genutzt und bis ins 19.Jahrhundert hinein hatten Perlen einen festen Platz in den Lehrbüchern der Pharmazie. Eine Perlenkette auf der Haut getragen, soll bei chronischen Kopfschmerzen und Migräne wirken. Zugleich sollen Perlen Allergien lindern, die Weisheit unterstützen und Zufriedenheit bis ins hohe Alter vermitteln. Die Perle gilt darüber hinaus sowohl als Aphrodisiakum wie auch als Heilmittel für Melancholie und Wahnsinn. Die größte existierende Perle wird nach der einstigen Eigentümerin Hope- Perle genannt. Sie ist 5 cm lang und 90,8 Gramm schwer. Sie kann im South Kensington Museum in London besichtigt werden. Als die berühmteste Perle der Welt gilt La Peregrina. Im 16. Jahrhundert vor Spanien gefunden, schenkte sie Prinz Philipp II von Spanien seiner Braut Maria Tudor. Später schmückte sie die Schmuckschatulle von Napoleon III und von Queen Viktoria. Schließlich landete sie als Valentins Geschenk von Richard Burton bei Liz Taylor. Ihr Collier, das La Peregrina enthält, wurde nach ihrem Tod im Dezember 2011 für 10,5 Millionen US-Dollar versteigert. Daneben ist wegen ihrer Größe noch La Regente zu erwähnen. Napoleon I. schenkte diese Perle seiner zweiten Frau zur Geburt seines Sohnes. Später gehörte sie zum französischen Kronschatz und wurde 1887 vom Juwelier Faberge im Zuge der Kronschatzveräußerung ersteigert, der die Perle an eine russische Fürstin weiterverkaufte. La Regente war unter den wenigen Juwelen des riesigen Vermögens, die ihr Sohn, nach der Flucht aus Russland retten konnte. Vom Erlös der Perle konnte er einige Jahre leben. 2005 wurde die Perle erneut auf einer Auktion angeboten und war bei einem Verkaufswert von 2,1 Mio. Euro bis 2011 die teuerste Perle der Welt. Auch Maler ließen sich von Perlen inspirieren. Jan Vermeer malte 1665 das Bild „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“. Wer Kunstgeschichte einmal anders erleben will, sollte dazu das gleichnamige Buch von Tracy Chevalier lesen. John Steinbeck schrieb 1947 die Novelle „Die Perle“ und Hermann Hesse schrieb „Das Glasperlenspiel“, um nur einige Romane mit Perlen im Titel zu nennen. Perlen haben ihren Platz auch in Online Spielen gefunden. Bei Poke´mon gibt es eine Perl-Edition. Bei Skyrim sind Perlen eine Zutat der Alchemie, die u. a. dazu dient Ausdauer wiederherzustellen oder vor Blitzen zu schützen.