Das Mineralienmuseum Mettingen präsentiert:
Stein des Monats November 2022: Tigerauge.
Der Name Tigerauge wurde Mitte des 19. Jahrhunderts für den Stein des Monats ausgewählt, um ihn vom Falkenauge abzugrenzen. Da bei entsprechendem Schliff die braunen Einlagerungen des Steins an die Augen eines Tigers erinnern, wurde der Name Tigerauge gewählt. Die parallele Ausrichtung der Kristallfasern sorgt für den bekannten Lichteffekt der Chatoyance, worunter man einen wandernden Lichtstreif, der an die Schlitzpupille einer Katze erinnert, versteht. Tigerauge entsteht bei der Verwitterung von Falkenauge, dessen Krokydolithfasern während oder nach der Verkieselung oxidieren und sich dann zu Brauneisen umwandeln. Aufgrund seiner Faserstruktur gehört Krokydolith zur Gruppe der Asbestmineralien. Tigerauge findet man häufig als Kluftfüllung in Quarz-Gestein, wobei die Fasern des Tigerauges senkrecht zur Kluftbegrenzung stehen. Aufgrund der besonderen Bildungsbedingungen finden sich oft Falkenauge und Tigerauge nebeneinander bzw. miteinander verwachsen am selben Fundort. Beide Schmucksteine werden auch als Katzenaugen-Quarz sowie als Pseudo-Krokydolith oder Schillerquarz bezeichnet. Weitere, heute selten verwendete Synonyme sind Wolfsauge und Tigerit. Wenn das Tigerauge über einen hohen Quarzanteil verfügt und dadurch heller erscheint, wird das Mineral auch Goldquarz genannt. Das Tigerauge gehört als Quarz zur Mineralklasse der Oxide. Mit einer Härte von 6-7 auf der Mohsschen Härteskala, ist es ein hartes Mineral und kristallisiert trigonal. Tigerauge gibt es in den Farben goldgelb bis goldbraun.
Im Mittelalter nahm man an, dass Tigerauge- Steine gegen den bösen Blick schützen und den Träger vor verbrecherischen Handlungen bewahren. Als Amulett kam Tigerauge auch zum Schutz gegen Hexen und Dämonen zum Einsatz und sollte vor dem bösen Blick schützen. Durch die Assoziation zum Auge eines Tigers wurde der Stein als Glücksstein für Sehkraft gewählt. Die erste ausführliche Beschreibung des Minerals Tigerauge stammt von Martin Heinrich Klaproth (1743 bis 1817), einem deutschen Mineralogen, der sich 1811 mit der chemischen Analyse und Bestimmung der Eigenschaften des „Capschen Fossils“ befasste. Zur damaligen Zeit war der Begriff Fossil für alle Materialien gängig, die ausgegraben wurden – sowohl Mineralien, Pflanzenteile wie auch Fossilien im Sinne einer Versteinerung. Nach der mineralogischen Einordnung von Tigerauge im Jahr 1883, wurde der Stein zunächst ausschließlich in Idar-Oberstein geschliffen. Erst seit ca. 100 Jahren wird nach Tigerauge systematisch gesucht. Meist wird er zu Schmuck verarbeitet oder zu Therapiezwecken angeboten. Tigerauge gibt es häufig in Form von Cabochons in verschiedener Ausführung, aber auch kugelförmig für Halsketten oder frei geschnitten für kunstgewerbliche Gegenstände. Tigerauge soll seinem Träger Mut, Schutz und Sicherheit verleihen. Man sagt ihm nach, dass er die Sinne verfeinert und Abstand bei Unklarheiten gibt. Er soll dabei helfen den Überblick zu wahren und beim Treffen wichtiger Entscheidungen unterstützen. Ferner soll er durch mehr Ausgeglichenheit vor Einflüssen wie Stress, Belastung, Zweifel oder wechselnder Gemütslage schützen. Heute findet man Tigerauge in Birma, China, im südlichen Indien, Kanada, Myanmar, Namibia, Ukraine, in den USA und in Westaustralien. Aktuell befinden sich die bedeutendsten Fundstellen in Südafrika. Das größte bekannte Exemplar eines Tigerauges (150 kg schwer, 2 m lang) befindet sich seit 2008 im Mineralogischen Museums der Universität Bonn. Sehr beliebt ist auch das Brennen von Tigerauge, d. h. das Erhitzen bei relativ niedrigen Temperaturen, das auch in herkömmlichen Backöfen möglich ist. Durch Brennen erhält Tigerauge eine kräftige kupferrote Farbe, die durch anschließendes Abkühlen in Spiritus bis in violette Farbschattierungen hineinspielen kann. In starker Säure gekocht, verliert Tigerauge seine Farbe und wird grau. In dieser Form wird es gelegentlich als Imitation von Chrysoberyll-Katzenaugen angeboten. In der Literatur gibt es das Jugendbuch „ Tigeraugen“ , ein Zukunftsroman von Tonke Dragt. Cornelia Franz hat eine Abenteuerbuchreihe für Kids bei dtv unter dem Titel „Tigerauge“ herausgebracht. Auch ein Kriminalroman von Claude Aveline und ein Fantasyroman von Amber Auburn tragen den Titel „ Tigerauge“.