Das Mettinger Mineralienmuseum stellt vor:
Stein des Monats Januar 2024: Pyrit.
Der Name Pyrit wird von den griechischen Begriffen „pyr“ und „lithos“ abgeleitet und bedeutet „der Stein, der Feuer schlägt“, was auf seine Eigenschaft Funken zu sprühen, hinweist. Schon in der Steinzeit wurde Pyrit zusammen mit Zunder zum Feuermachen verwendet. Flint, unser umgangssprachlich auch Feuerstein genannter Stein, diente dabei lediglich als Schlagstein. Aufgrund seiner äußeren Erscheinung wurde der gold glänzende Pyrit oftmals mit Gold verwechselt. Dies nutzten im Mittelalter windige Geschäftsleute, die das Mineral als Gold verkauften. Abgeleitet von der Farbe des Minerals und dem Wort Katze bzw. Ketzer – ein Begriff für trügerisch oder lügen, erhielt Pyrit den Namen „Katzengold“. Aus dem englischen Sprachraum stammt die Bezeichnung „Narrengold“. Jemand wurde zum Narren gehalten, weil man ihm Pyrit als Gold verkauft hatte. Die alten Griechen polierten Pyrit und fertigten daraus Amulette, Ohrringe und Broschen. Außerdem hielt man ihn für ein Heilmittel, das nach Plinius die Eiterung des Blutes verhinderte. Die amerikanischen Ureinwohnern stellten aus Pyrit ebenfalls magische Amulette her, die neben ihrem Einsatz als Kettenanhänger auch dazu verwandt wurden verschiedene magische Gegenstände, die von Schamanen eingesetzt wurden, zu schmücken. In historischen Mineralogie Büchern ist Pyrit unter dem Eintrag „Inkaspiegel“ zu finden, da in Südamerika aus Pyrit gefertigte, polierte Platten in den Gräbern der Inkas gefunden wurden. Pyrit und Markasit wurden anfänglich für ein und dasselbe Mineral gehalten und beide als Schwefelkies bezeichnet. Der Name Markasit leitet sich vom arabischen Wort für Pyrit, „margashith“, benannt nach einer alten Provinz im heutigen Iran, ab.
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts erkannte man durch mineralogische Untersuchungen, dass es sich um zwei verschiedene, jedoch sehr ähnliche Minerale handelte. Der Unterschied besteht bei gleicher Zusammensetzung lediglich in der Kristallstruktur. Während Pyrit kubische Kristalle ausbildet, findet man bei Markasit rhombische Kristalle. Pyrit kann auf vielfältige Weise aus einer Eisen-Schwefel Verbindung entstehen magmatisch in Pegmatiten und Erzgängen, sedimentär in Meeresablagerungen, metamorph in Klüften und Lagerstätten. Er gehört zur Mineralklasse der Sulfide und besitzt die Eigenart unter den Einfluss von Sauerstoff allmählich zu altern. Die Rohkristalle des Pyrit können in Form von Würfeln, Oktaedern oder Pyritoedern auftreten. Besondere Formen sind die sogenannten Kristallzwillinge, die als „Eiserne Kreuze“ bezeichnet werden und wie ineinandergreifende Würfel aussehen. Pyrit ist in der Lage selbst organische Materialen zu ersetzen und so ganze Fossilien umzuwandeln. Mit einer Mohshärte von 6 bis 6,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Carl Friedrich Christian Mohs (1773 bis 1839) zählt Pyrit zu den harten Mineralien. Nur mit einer Stahlfeile können oberflächliche Kratzer auf Pyrit hinterlassen werden. Pyrit ist das weltweit am häufigsten auftretende sulfidische Erz. Große Vorkommen gibt es in den USA, Australien, Chile, Deutschland, Griechenland, Italien, Mexiko, Peru, Schweden, Südspanien und der Türkei. Im näheren Umfeld kann man Pyrit u.a. in Brochterbeck im altem Kalksteinbruch und in Lengerich im Dyckerhoff-Steinbruch finden. Pyrit ist für die goldfarbigen Einschlüsse im Lapislazuli verantwortlich. Im viktorianischen England war Schmuck aus Pyrit sehr beliebt. Noch heute gibt es Schmuck aus 925er Sterlingsilber und Pyrit in Designs, die von Königin Victorias Leidenschaft für edlen Schmuck inspiriert sind, meistens als Broschen, Ohrringe oder Anhänger. Mineraliensammler erfreuen sich besonders an scheibenförmigen Varietäten, den „Pyritsonnen“ oder „Pyritdollars“. Als die ersten Feuerwaffen aufkamen, wurde Pyrit aufgrund des Funkenschlags als Zusatz von Gewehren verwendet, genau wie Pyrit zur „Fabrikation des Eisenvitriols und Alauns“ (Beudant, 1848) genutzt wurde. Auch fand Pyrit bei der Herstellung von Schwefelsäure und als Düngemittel u.a. im Weinanbau Verwendung. Ferner wurde es bei roten und braunen Farben als Farbverstärker untergemischt. Pyrit gehörte in vergangenen Jahrhunderten auch zum Repertoire der Mediziner und Heilkundigen und erhielt den Beinamen „Gold der Heiler „. Es wurde vorrangig zur Behandlung von Geschwülsten genutzt. Außerdem wurde Zahnpasta Pyrit hinzugefügt. Die Mischung, bestand laut dem Arzt David Friedel (1726) aus Bims, Salz, Pyrit und geruchloser Kamille, und sollte die Zähne weiß und reinhalten, Zahnschmerzen lindern und Gestank vertreiben. Später wurde Pyrit als Heilstein für die Bronchien angesehen. Er soll bei Erkältungskrankheiten bis hin zu Lungenentzündungen helfen und das vegetative Nervensystem beruhigen. Außerdem sagt man ihm nach Leber, Galle und Darm zu kräftigen und gegen Magensäure und Menstruationsbeschwerden zu wirken. Esoteriker gehen davon aus, dass Pyrit die Selbsterkenntnis unterstützt. Durch die Bewusstmachung von Schwächen oder unterdrückten Erinnerungen soll er die mögliche Ursache von Blockaden sowie Ängsten lösen helfen und sogar Depressionen lindern. Heute hat Pyrit keinerlei medizinischer Bedeutung. Eine Heilwirkung des Minerals konnte in wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen werden.