Das Mettinger Mineralienmuseum stellt vor:
Stein des Monats März 2023: Obsidian
Der Obsidian erhielt seinen Namen nach dem Römer Obsius, der den ersten Stein dieser Art aus Äthiopien nach Rom brachte. Eine der ältesten Beschreibungen von Obsidian geht auf den römischen Universalgelehrten Plinius (23 bis 79 n. Chr.) Zurück. In seinem Werk De Naturalis Historia beschreibt er einen schwarzen, glasartigen Stein mit durchscheinender Transparenz und verweist außerdem auf Obsius als Namensgeber. Mit einer Mohshärte von 5 bis 5,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach Friedrich Mohs ist Obsidian ein mittelhartes Gestein, dessen Bruch muschelig und sehr scharfkantig ist Obsidian oder auch Vulkanglas entsteht, wenn kochend heiße Lava auf Eis oder kaltes Wasser trifft und diese kieselsäurehaltige Schmelze schlagartig erstarrt. Die Zusammensetzung der Lava, aber auch die Geschwindigkeit bei der Abkühlung ist entscheidend für die Entstehung von Obsidian. Je nach Fundort und Entstehungsbedingungen hat der Obsidian verschiedene Zusammensetzungen und ist selbst an einem Fundort nicht homogen. Obsidian besteht hauptsächlich aus Siliziumdioxid, enthält aber noch eine Vielzahl weiterer Mineralien. Die dunkle Farbe wird maßgeblich durch Eisenoxid bestimmt. Daneben ist Obsidian in Dunkelgrün, dunkelbraun, goldbraun, silbrig-grau oder rötlichen Farbtönen bekannt. Obsidian zählt nicht zu den Mineralien, sondern wird den Gesteinen zugeordnet. Er wird weltweit in allen Gebieten gefunden, die durch vulkanische Bildung entstanden sind. Bereits in der Steinzeit wurden aus Vulkanglas bevorzugt Waffen und Schneidegeräte hergestellt. Wie Feuerstein eignete sich Obsidian wegen seines Bruches besonders gut dafür. Durch den Schliff erhält er sehr scharfe Kanten.
Auf den Kykladen fand man Obsidianklingen, die man auf 2700–2300 v. Chr. datiert hat. Im hetitischen Großreich wurden Gefäße aus Obsidian hergestellt. Im alten Rom wurde geschliffener und polierter Obsidian als Spiegel verwendet. Außerdem wurde Obsidian zur Herstellung von Figuren und Schmuck verwandt. Mesoamerikanische Völker haben Obsidian zur Herstellung von Speer- und Pfeilspitzen und vollständigen Schwertern, den sogenannten Maquahuitl, verwendet. Für die Azteken hatte Obsidian außerdem eine spezielle spirituelle Bedeutung. Er konnte als Teil von medizinischen Praktiken verwendet werden, als Schutzschild gegen böse Geister dienen und auf seiner reflektierenden Oberfläche Seelen einfangen. Eine ihrer Gottheiten, Tezcatlipoca, wird sogar als „rauchender Spiegel“ bezeichnet und oft mit kreisrunden Obsidianspiegeln dargestellt, die als Symbole der Vorahnung und Macht gelten. Im 16. Jahrhundert wurde am Hofe von Elisabeth I. in England von ihrem königlichen Berater John Dee ein aztekischer Obsidianspiegel für okkulte Praktiken genutzt, der noch heute im Britisch Museum in London in der Enlightment Gallery zu besichtigen ist. Der älteste Obsidian Deutschlands ist eine 3 cm lange Klinge, die in Fürstenfeldbruck gefunden wurde, 8000 Jahre alt ist und von der Kykladeninsel Milos stammt. Heute wird Obsidian vor allem als Schmuckstein und für die Herstellung von Kunstgegenständen genutzt. Obsidian findet man vor allem in Ecuador, Armenien, Türkei, Island, Italien, Griechenland, Slowakei, Deutschland, Spanien, Kanada, USA, Russland, Mexiko, Chile und Japan. Als Heilstein wird dem Obsidian eine starke Wirkung auf den Körper nachgesagt. Er gilt als wertvoller Begleiter für all jene Personen, die unter niedrigem Blutdruck leiden oder immer wieder auch über kalte Hände und Füße klagen. Auch bei Rückenschmerzen oder Durchblutungsstörungen soll der Obsidian sehr wirksam sein. Zusätzlich wird ihm nachgesagt die Wundheilung zu beschleunigen und dabei zu helfen, Muskelentzündungen zu lindern. Besonders bekannt ist er außerdem für die blutstillende Wirkung. Schnittwunden schließen sich besonders schnell, was darauf zurückzuführen ist, dass der Obsidian einen sehr hohen Eisengehalt hat. Auch auf die Psyche des Menschen kann Obsidian einwirken. Er gilt als Spiegel der Seele. Obsidian soll Verborgenes aus dem Unterbewusstsein ins Bewusstsein zu holen. Ängste, Traumata, kreative Eigenschaften und vieles mehr werden der jeweiligen Person bewusst. Dabei lösen sich Blockaden, Ängste und Schockzustände leichter. In der US-amerikanischen Fantasy-Fernsehserie Game of Thrones spielt Obsidian eine wichtige Rolle als Waffe. Im Videospiel Minecraft benötigt man Obsidian, um ein Höllenportal aufzubauen oder einen Zaubertisch herzustellen.