Stein des Monats Juni

Das Mettinger Mineralienmuseum präsentiert:  Stein des Monats Juni  2023 Chalzedon:
Der Ursprung des Namens Chalzedon geht auf die antike Hafenstadt Chalcedon in der Nähe Istanbuls zurück, bei der es Lagerstätten des Halbedelsteins gab. Unter „Chalzedon“ versteht man alle Varietäten der kleinkristalligen Quarze. Durch Fremdbeimengungen anderer Materialien kommen die unterschiedlichen Farbtöne zustande. Die farbigen Vertreter dieser Gruppe werden unter den Namen Achat (unterschiedliche Farben), Onyx (schwarz), Karneol(rot), Aventurin(hellgrün), Heliotrop (dunkelgrün), Sardonyx (schwarz, weiß, braun gebändert), Chrysopras (grün), Sarder (braun) sowie Moosachat (dunkelgrün) angeboten. Gegenstand dieses Artikels ist aber nur der gleichnamige Schmuckstein dieser Gruppe von einheitlicher bläulicher bis grau-weißer Färbung. Chalzedon ist ein Siliziumdioxid-Mineral, das sich aus Quarz und Moganit zusammensetzt. Die Bildung erfolgt beim Austrocknen von Siliciumdioxid, welches magmatischen Ursprungs ist. Man findet Chalzedon als Gang-, Spalten- oder Hohlraumfüllung. Ist die Lösung beim Erhärten in Bewegung, zeigt sich eine typische Bänderung, im Ruhezustand dagegen ist der Stein gleichmäßig gefärbt. Er gehört zur Mineralklasse der Oxide. Steinzeitliche Funde belegen, dass Chalzedon schon sehr früh zur Herstellung von Waffen verwendet wurde. Aus dem Achämeniden Reich 6. bis 4. Jahrhundert v. Chr. sind Zylinder-Siegel aus Chalzedon bekannt. Als Symbol für Luft und Wasser hatte der Chalcedon in der Antike einen festen Stellenwert. Die Griechen nannten den Chalzedon auch Rednerstein, da bei ihnen der Glaube verbreitet war, er helfe beim Halten öffentlicher Reden. Demosthenes, einer der bedeutendsten griechischen Redner, soll zu Sprachübungen einen Chalcedon in den Mund genommen haben, um laut und klar sprechen zu können. Besonders beliebt war er auch bei den Römern, die Chalzedone als Amulette, Siegel, Stempel und Gemmen verwendeten und sie in Ringe, Broschen, Armreifen, Gewandspangen und Halsketten fassten. Im persischen Raum gilt blauer Chalcedon als grundsätzlich Glück bringender Stein. In Tibet sah man in ihm die Reinheit einer Lotusblüte, die vor Unzufriedenheit sowie Schwäche bewahren sollte. Eine weitere Bezeichnung für Chalzedon ist Milchstein, da er stillenden Müttern bei der Milchbildung behilflich sei und vor Brustentzündungen schützen soll. In der Bibel findet der Chalzedon als einer der zwölf Steine Erwähnung, die Moses auf dem Berg Sinai überreicht wurden. Moses setzte ihn auf Anweisung Gottes in das Brustschild seines Bruders Aaron ein. Im Neuen Testament werden in der Offenbarung des Johannes eine weitere Gruppe von zwölf Edelsteinen, darunter auch Chalzedone erwähnt, die die Grundsteine der Stadtmauer des himmlischen Jerusalems schmücken sollen. Diese Edelsteine werden in der Bibel direkt mit den Aposteln in Verbindung gebracht (Offenbarung 21, 14).
In den christlichen Lehren findet sich zum Teil auch die Zuordnung des blauen Chalcedon zu Maria, der Mutter des Sohnes Gottes, Jesus. Der blaue Chalcedon gilt hierbei als Symbol der Ehrfurcht Marias und ihrer Enthaltsamkeit. Die Beliebtheit des Chalzedons endete aber keineswegs mit der Antike, sondern reichte über das Mittelalter und die Renaissance hinaus. Bis heute werden Chalzedone von Edelsteinschleifern, Juwelieren und Sammlern als Edelsteine, aber auch als kunsthandwerklich zu bearbeitendes Material geschätzt. Große Stücke sind auch Material für Säulen, architektonischen Zierrat, Tischplatten und Vasen. Der Chalzedon war bei historisch berühmten Persönlichkeiten beliebt. Napoleon und Lord Byron trugen Ringe aus Chalzedon, und der Dichter Alexander Puschkin besaß gleich zwei solcher Schmuckstücke.

Der Schmuckstein mit einer Mohshärte von 6,5 bis 7 wird meist zur Form
eines Cabochons geschliffen, da diese seinen matten Schimmer besonders gut zum Vorschein bringen. Eine Besonderheit des blauen Chalzedons ist der sogenannte Tyndall-Effekt, benannt nach seinem Entdecker, dem irischen Physiker John Tyndall. Die blaue Farbe des Schmucksteins wird durch winzige eingeschlossene Fasern verursacht. Diese streuen das Licht auf eine ganz besondere Weise, so dass nur das blaue Licht aus dem Stein heraus reflektiert wird, während andere Farben absorbiert werden. Die Farbe entsteht dabei nicht durch Fremdstoffe, wie so oft bei anderen Mineralien, sondern nur durch den Lichtbrechungseffekt an feinsten Lamellen. Bereits in der Antike wurde Chalcedon für Wetterzauber und zur Heilung witterungsbedingter Krankheiten verwendet. Auch Hildegard von Bingen kannte den Chalzedon und setzte ihn zur Abwendung von Blutkrankheiten und für die Förderung des Sprechens ein. Ferner sollte er vor Jähzorn bewahren. Dem blauen Chalcedon wird nachgesagt, er gebe Selbsterkenntnis und Selbstvertrauen und könne Hemmungen oder Beklemmungen lösen. Außerdem soll er das Durchsetzungsvermögen stärken und bei plötzlichen Veränderungen schnellere Reaktionen ermöglichen. Bei Melancholie oder Depressionen sowie bei Schlafstörungen und Albträumen wird ihm eine positive Wirkung unterstellt. Auch bei Fieber, eitrigen Wunden, Beschwerden durch Krampfadern sowie bei Hals-, Rachen und Kehlkopferkrankungen werden ihm Heilwirkungen nachgesagt. In der Türkei wird der blaue Chalzedon ohne Unterbrechung seit der Antike abgebaut. Das Vorkommen in Namibia ist zum größten Teil ausgeschöpft. Weitere Vorkommen befinden sich in Indien, Russland, Brasilien, den USA (Kalifornien), Madagaskar, Malawi, Sri Lanka und Simbabwe. In Deutschland gibt es ein Vorkommen in Sachsen.