Das Mettinger Mineralienmuseum stellt vor, Stein des Monats August 2023: Amazonit.
Woher der Stein des Monats seinen Namen hat, ist unklar. Eine Benennung nach dem Fluss Amazonas erscheint wenig wahrscheinlich, da der Amazonit im Amazonas nicht vorkommt. Der Naturwissenschaftler Alexander von Humboldt beobachtete bei den Ureinwohnern am Rio Negro in Lateinamerika, wie Frauen, die er als „Amazonen“ einschätzte, da sie allein ohne Männer lebten und eine eigene Machtstruktur hatten, die Steine zu Schmuckstücken verarbeiteten. Damit soll er den Anstoß für die Namensgebung als Amazonenstein bzw. Amazonit gegeben haben. Nach einem alten indianischen Mythos stammt der Stein aus dem „Land der Frauen ohne Männer“. Amazonite sind Silikate mit geringem Bleianteil. Sie zählen zur Mineralklasse der Gerüstsilikate und gehören zur Gruppe der Feldspate. Unter den Feldspäten gibt es eine große Vielfalt mit vielen verschiedenen Farben und Erscheinungen. Sie lässt sich deshalb nochmals in zwei Untergruppen unterteilen: die Kalifeldspäte und die Plagioklase. Der Amazonit ist ein Kalifeldspat. Die Entstehung findet unter hohem Druck in der Erdkruste statt, genauer gesagt durch magmatische Vorgänge in Granitschichten, in Syenit und auch in Pegmatit sowie metamorph in unterschiedlichen Gesteinsarten oder hydrothermal auf Erzgängen. Schon in der Jungsteinzeit wurde der Amazonit zur Herstellung von Schmuckgegenständen verwendet. Im alten Ägypten wurde er als heiliger Stein verehrt, der als Amulett gegen Schlangenbisse und Krankheiten helfen sollte. Schon 5000 v. Chr. wurden Amulette, Perlen und Intarsien aus diesem Stein hergestellt. In der berühmten Totenmaske des Tutanchamun befindet sich neben Lapislazuli, Karneol und Quarz auch Amazonit. In den Königsgräbern von Ur aus der sumerischen Zeit (3800 v. Chr.) Fand man Amazonit-Perlen. Auch die präkolumbianischen Indianerstämme der Tumaco-Tolita-Kultur (ca. 300 – 500 n. Chr.) schätzten den Amazonit und fertigten aus ihm Schmuck und Kultgegenstände an. Die wichtigsten Abbaugebiete des Amazonits befinden sich in den USA, in Brasilien sowie in Indien, China, Peru, Namibia und Madagaskar. Darüber hinaus gibt es Vorkommen in Norwegen und Russland. In den Hohlräumen der Pegmatite von Crystal Peak (Colorado, USA) treten Amazonite mit einem Durchmesser von bis zu 40 cm auf. Als Heilstein werden dem Amazonit diverse Wirkungen auf den Körper zugeschrieben. So soll er Schmerzen lindern, unter dem Kopfkissen liegend die Schlafqualität verbessern, Muskelverspannungen lindern, das Nervensystem stärken und als Amulett um den Hals getragen vor Herzkrankheiten schützen. Ferner soll er sich positiv auf den Seelenzustand der Träger auswirken, den Stoffwechsel verbessern und bei Personen, die unter anhaltender Unruhe und Stress leiden oder sogar mit Depressionen zu kämpfen haben, zu mehr Ruhe und Gelassenheit verhelfen und neue Lebensfreude schenken. Die auffälligste Eigenschaft des Amazonensteins ist seine markante Farbe. Über den Ursprung der Farbe von Amazonit wird seit Langem diskutiert, wobei sowohl Blei, Kupfer wie auch ionisierende Strahlung Einfluss auf die Farbe und deren Intensität ausüben. Es gibt verschiedene Farbabstufungen – von intensivem Türkis über Matt-Grün bis hin zu nahezu farblosen Nuancen. Schmuckstücke mit einem Amazonit kommen bei Licht getragen aufgrund ihres Schimmerns besonders gut zur Geltung. Verantwortlich für die wunderschöne Farbe sind vor allem der Bleigehalt und der Aufbau in Schichten. Ein typisches Merkmal für den Amazonit ist dabei seine unregelmäßige Farbverteilung. Aufgrund der hohen Spaltbarkeit ist der Stein eher brüchig und schwer zu fassen. Er wird daher vorzugsweise im Tafelschliff verarbeitet. Außerdem gibt es Handschmeichler aus Amazonit sowie Figuren und Skulpturen, die überall als schöner Blickfang dienen. Heute werden Amazonite hauptsächlich zu Cabochons verarbeitet. Das sind ovale Steine mit einer flachen Unterseite. Diese werden dann zum Beispiel auf Ringe aufgesetzt oder bei Ketten als Anhänger verwendet. Außerdem werden die Amazonite als Kugeln zu Ketten zusammengesetzt. Für Armbänder oder Manschettenknöpfe sind Amazonite allerdings nicht geeignet, weil sie aufgrund ihrer vollkommenen Spaltbarkeit sehr druckempfindlich sind. Als Nachweis für Amazonit gilt, dass er unter langwelligem UV-Licht grüngelb fluoresziert.