Das Mettinger Mineralienmuseum stellt vor den Stein des Monats Juli 2023: Achat
Der Achat wurde benannt nach dem Fluss Achates auf Sizilien, in dessen Flussbett Achate gefunden wurden. Der erste dokumentierte Fund geht auf den griechischen Philosophen und Naturforscher Theophrastos von Eresos (371 v. Chr. – 287 v. Chr.) zurück. Auffälliges Merkmal von Achaten sind die überwiegend buntfarbigen, streifenförmigen Ablagerungen. Es gibt jedoch auch ungestreifte und einfarbige Achate. Der Achat ist farblos und klar. Einlagerungen von Eisen – aber auch von Mangan, Chrom und Kalzium färbten den Achat in natürlichen Tönen. Aber auch Dendriten und silikatische Gewächse können dem Achat zu einem spektakulären Aussehen verhelfen. Achate gehören wie viele andere attraktive Schmucksteine zu den Quarzen und gelten als eine gebänderte Varietät von Chalcedon. Achate bilden sich, wenn sich Kieselsäure aus dem Grundwasser in Gesteinshohlräumen als Auskleidung oder Ausfüllung ablagert. Bei vollständiger Ausfüllung spricht man von einer Mandel, bei unvollständiger Auskleidung von einer Druse. Die Gesteinshohlräume entstanden als Blasenräume in vulkanischen Gesteinen, da die in der ausströmenden Lava enthaltenen Gase nicht mehr bis zur Oberfläche des Lavastroms durchstießen und nicht entweichen konnten, sondern in der erkaltenden Lava eingeschlossen wurden. In einem späteren Prozess füllte sich der Hohlraum dann mit Achat, Kalzit oder anderen mineralischen Stoffen. Diese Blasenräume in vulkanischen Gesteinen sind die häufigsten Orte, an denen Achate entstehen können, jedoch werden Achate auch in Gängen und Klüften verschiedener Gesteine und auch in Hohlräumen von Sedimenten gebildet. Die Mohshärte von Achat beträgt 6,5 bis 7 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Carl Friedrich Mohs (1773 bis 1839). Achat gilt damit als hart bis sehr hart. Achate faszinieren die Menschen seit Jahrtausenden wegen ihrer Widerstandskraft und ihrer Schönheit. Zuerst wurden sie, neben Flint und Jaspis, zur Herstellung von Werkzeugen und Jagdwaffen verwendet. Später dann entdeckte man ihren Wert als Schmucksteine zur Herstellung von Broschen, Ohrringen, Ketten bis hin zu Schalen und Vasen. In Ägypten wurden etwa 1000 v. Chr. Siegelzylinder, Ringe, Gemmen und Gefäße aus Achat gefertigt. In der Bibel, im 2. Buch Mose, 28, 17–20, wird der Brustschild des Hohepriesters Aaron ausführlich beschrieben als eine mit Edelsteinen, darunter Achat, besetzte Platte. Amulette aus Achat sollten gegen Blitz, Sturm und Durst helfen. Zudem wurde dem Achat früher die Fähigkeit zugeschrieben, unsichtbar machen zu können. Im antiken Rom waren vor allem „Agate Intaglio“ beliebt. Intaglio bezeichnet eine Steinschnitttechnik, mit der bildliche Darstellungen in den Edelstein graviert werden. Auch im Mittelalter wurde der Achat sehr geschätzt. So war es Brauch, jeweils einen Achat an die beiden Hörner eines Zugochsen zu binden, um die Ernte positiv zu beeinflussen. 1548 wurden die ersten Achate in Idar-Oberstein/Rheinland-Pfalz gefunden. Seitdem hat sich Idar-Oberstein einen Namen als Welthauptstadt der Achate gemacht und auch in Sachen Achatverarbeitung Geschichte geschrieben.
Nicht nur aufgrund der enormen Achat-Vorkommen in der Region, sondern auch, weil dort Achate in großem Umfang zu Schmuck und Dekorationsgegenständen verarbeitet wurden, und nicht zuletzt, weil in Idar-Oberstein das Verfahren zur Farbveränderung von Achaten durch die Zufuhr von Hitze und das Impfen mit färbenden Lösungen ab dem Jahr 1813 entwickelt wurde. Achate, die zu Schmuckzwecken Verwendung finden, werden auch heute dem modischen Geschmack folgend, künstlich gefärbt. Ausgangsbasis bildet meist der brasilianische Achat, der sich durch wenig Risse und seine unauffällige grau-weiße auch bläuliche Färbung auszeichnet. Begünstigt wird die Färbung durch die unterschiedliche Natur der einzelnen Lagen des Steins, von denen die einen porös genug sind, um Flüssigkeiten aufzusaugen, die anderen nicht. Vor der Verarbeitung wird der Achat oft gebrannt, um seine Farbe zu verändern, und dann noch ein bis zwei Wochen in Schwefel- oder Salpetersäure gelegt. Das Färben selbst wird dann meist an den geschliffenen Steinen vorgenommen. Die Deklaration der gefärbten Steine ist bis heute freiwillig und nicht vorgeschrieben. Wegen seiner hohen Härte und Widerstandsfähigkeit gegen Chemikalien wird Achat aber auch zunehmend in der Technik verwendet. So werden Achate als Poliersteine beim Vergolden benutzt, um das aufgetragene Blattgold auf dem Untergrund zu festigen und es auf Hochglanz zu polieren. Die Nutzung von Achat als Heilstein ist unter anderem durch Hildegard von Bingen (1098–1179) überliefert. Ihr zufolge sollte der Stein, äußerlich angewendet nach Kontakt mit dem Gift von Spinnen und Schlangen, die schmerzende Stelle heilen und das Gift wegnehmen und herausziehen. Von der „Fallsucht“ geplagte Menschen und Mondsüchtige sollten ständig einen Achat auf der Haut tragen, um von Krankheitsausbrüchen verschont zu werden. In Kreuzesform offen durchs Haus getragen soll der Achat dieses gegen Diebe schützen. Der Arzt Adam Lonitzer (1528 bis 1586) vertraute auf die Kraft des Achats bei Skorpion- und Schlangenbissen und versprach sich von Achat ans Kopfende im Bett gelegt positive Träume. Im späten 19. Jahrhundert wurde Achat als Stein angepriesen, der „weise und angenehm“ macht und „die Ehe fest und glücklich“ werden lässt (Steiner, 1895). Heute wird Achat als Heilstein zur Unterstützung der Konzentration und als Stein zum Stressabbau verkauft. Angesichts der vielen Farben und Mustervariabilität könnte aber auch die Interpretation greifen, dass ein Blick auf einen Achat mit vielen Kreisen, Schlingen und Farben die Konzentration ohnehin schärft. Bedeutende Achat-Vorkommen befinden sich u.a. in Schottland; England; Frankreich; Ebersbach, Gnandstein, Rochlitz, Gehlberg, Finsterbergen, Friedrichroda, Hartkoppe, Hunsrück, Katzweiler, Reichweiler, Großer Horst, Waldhambach, Oberwolfach/Deutschland; Waldviertel, Oberwolfach, Graz/Österreich; Iserwiese/Tschechien; Slowakei; Bulgarien; Kasachstan; Iran; Kenia; Botswana; Angola; Madagaskar; Australien; Neuseeland; Brasilien; Bolivien; Mexiko; Uruguay; Paraguay; USA und Kanada.