Stein des Monats Juli 2024 Hämatit

Das Mineralienmuseum Mettingen stellt vor
Stein des Monats Juli 2024 – Hämatit.
Der Hämatit hat seinem Namen vom griechischen Wort „haemateios“, was in der deutschen Übersetzung für „blutig“ steht, und darauf zurückzuführen ist, dass er in pulverisierter Form und in dünnen Blättchen eine blutrote Farbe hat. Eine erste Erwähnung von Gesteinen mit dem Namen Haimatites findet man im Werk „Peri Lithon“ des griechischen Philosophen und Naturforschers Theophrastos, welcher von 390/371 – 287 v. Chr. lebte. Plinius der Ältere benutzt den gleichen Begriff etwa 200 Jahre später. Agricola verwendet für den nach 1.700 Jahren immer noch gebräuchlichen Begriff Haematites schließlich das deutsche Wort Blutstein. 1747 taucht bei Wallerius der Begriff Eisenglimmer auf. Etwa in die gleiche Zeit fällt auch die Bezeichnung „Specularit“ aufgrund des Spiegelglanzes der Kristalle abgeleitet wohl vom lateinischen Wort für Spiegel. Der Hämatit ist in der Regel schwarz, braunrot oder schwarzgrau und in polierter Form zeigt er aufgrund des hohen Metallanteils von etwa 65 % einen außergewöhnlichen, spiegelartigen Glanz. Hämatit ist die häufigste natürlich auftretende Form des Eisenoxids. Er bildet sich aus Magma, durch Verwitterung in der Oxidationszone von Erzlagerstätten oder durch Oxidation von Magnesit und gehört zur Mineralklasse der Oxide. Der Hämatit ist weltweit verbreitet und kommt sowohl in sedimentären Lagerstätten als auch als Gangmineral vor. Selbst auf dem Mars wurde Hämatit entdeckt und gilt als Beleg dafür, dass es dort Wasservorkommen gegeben hat. In 2004 wurden durch den Marsrover Opportunist Hämatit Kügelchen entdeckt und als solche bestimmt. In der heutigen Zeit ist Hämatit das wichtigste Eisenerz der Welt mit schier unerschöpflichen Vorräten. Neben seiner Verwendung als Schmuckstein kommt er als Rohstoff für Eisenerz, aber auch als Pigment in der Kunst und in der Industrie zum Einsatz. Schon in der Altsteinzeit ist die Verwendung von Hämatit als roter Farbstoff für Höhlenmalereien belegt. Die schönsten erhaltenen Zeugnisse dieser Epoche vor 18.000 bis 13.000 Jahren v. Chr. sind die Felszeichnungen von Altamira in Spanien sowie von Lascaux in Frankreich. Aus der Zeit der Bandkeramik am Oberrhein, ca. 5.000 Jahre v. Chr., findet man Spuren eines Bergbaus Rötel betreffend bei Bad Sulzburg und im Münstertal des Schwarzwaldes. Hier wurde roter Ocker, der sich aus Hämatit und weichem Ton zusammensetzt, zum Bemalen von Keramik gefördert. Im heutigen Irak, wo Archäologen den biblischen Garten Eden vermuten, findet sich roter Ocker oder Rötel ebenfalls in großen Mengen. Diese „rote Erde“ gilt als der Lehm, aus welchem nach der Schöpfungsgeschichte Adam von Gott geschaffen wurde. Die Etymologie des alten hebräischen Wortes „Adam“ ist gleichbedeutend mit „Mann aus roter Erde“. Die Germanen nutzten Rötel anstelle von Blut, um Runen zu färben und ihnen damit für magische Zwecke Leben einzuhauchen. Die Griechen verwendeten Rötel als Farbe zum wasserfesten Anstrich von Schiffen. Die Römer verschönerten Häuser, Türpfosten und Deckenbalken mit Rötel. In der Renaissance benutzte man Rötel als Zeichenutensil zum Zeichnen von Skizzen, selbst im Barock und Rokoko schätzten Künstler die rötliche Farbe. Rötel wird noch immer von einigen Naturvölkern zur Körperbemalung und bei Bestattungsritualen benutzt. So nutzen noch heute die Frauen der Himba im Norden Namibias Rötel, vermengt mit Tierfett, als Körperpflegemittel. Im alten Ägypten wurde der Hämatit als Schutzstein und Glücksbringer angesehen und oft als Amulett verwendet, um das Böse abzuwehren. Er symbolisierte das Blut der Götter und wurde mit Kraft und Stärke in Verbindung gebracht. Er kam aber auch, wie Funde aus Gräbern belegen, als Spiegel zum Einsatz. In der griechischen Mythologie galt Hämatit als Symbol für Mut, Ausdauer und Schutz und wurde mit dem Gott des Krieges, Ares, in Verbindung gebracht. Auch in anderen antiken Kulturen wie der römischen und der babylonischen Kultur wurde der Hämatit als mächtiger Schutzstein angesehen. In der chinesischen Kultur wurde der Hämatit als Stein der Harmonie betrachtet. Er symbolisierte die Balance von Yin und Yang und wurde oft als Glücksbringer verwendet. In der indianischen Kultur wurde der Hämatit-Stein als Stein der Erdung und Stabilität angesehen und wurde in Heilritualen und Zeremonien eingesetzt. Hämatit wurde seit Beginn der Eisenzeit von den Etruskern auf der Insel Elba abgebaut, die ihm den Namen Eisenglanz gaben. Schon in vorrömischer Zeit waren die Hämatit-Siderit-Erze von Suhl in Thüringen geschätzt. Im Mittelalter entwickelte sich aufgrund der hervorragenden Eigenschaften des Suhler Eisenerzes und der relativ leichten Verhüttbarkeit das Feuerwaffenhandwerk, wodurch Suhl zum Zentrum der deutschen Waffenherstellung wurde. Die wichtigsten Lagerstätten des Hämatit befinden sich in England, Bangladesch, Brasilien, China, USA und Tschechien. Es gibt aber mehr als 9000 weitere Fundstätten, an denen Hämatit bereits nachgewiesen werden konnte. Hämatit soll den Menschen helfen, die Lebensqualität zu verbessern. Er gilt als Mut Spender, der Lebenskraft sowie Lebensfreude schenkt. Außerdem sagt man ihm nach, dass er helfe, Unglück oder negative Einflüsse abzuwenden und Kraftreserven zu erschließen. Neben den Wirkungen auf die Psyche werden ihm vor allen Heilwirkungen auf den Körper nachgesagt. So soll er vor Erkrankungen des Blutes, gegen Blutarmut und Leukämie schützen, den Blutdruck und den Zellaufbau der Organe regulieren, bei Krampfadern, Blutstauungen und Gefäßverengungen helfen, und unter dem Kopfkissen liegend zu einem tiefen und erholsamen Schlaf verhelfen. Aufgrund der Vielseitigkeit von Hämatit haben die Mitglieder der Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie ihn zum Stein des Jahres 2024 gewählt.