Stein des Monats Juni 2024: Belemniten

Das Mineralienmuseum Mettingen stellt vor:
Stein des Monats Juni 2024: Belemniten.
Der Name Belemniten leitet sich aus dem griechischen Wort“ belemnon“ ab, was übersetzt Blitz oder Geschoss bedeutet. Maßgeblich für die Benennung war die längliche, Geschoss ähnliche Form. Massenvorkommen von Belemniten nannte man deshalb in vergangenen Jahrhunderten auch Belemniten Schlachtfelder, da man davon ausging, dass es sich um Geschoßüberreste aus alten Schlachten handelte. Schon der römische Dichter Ovid beschrieb in seinem Werk „Metamorphosen“, das von der Schöpfung der Welt handelt, unter der Bezeichnung „Lyncurium“ die Belemniten. Auch bei Plinius dem Älteren fanden Belemniten Erwähnung. In Deutschland bezeichnete man Belemniten auch als Donnerkeile oder Teufelsfinger, die man dem germanischen Gott Donar zuschrieb. Man ging dabei davon aus, dass er aus Ärger über die Menschen Blitze auf die Erde geschleudert hatte, deren versteinerte Spitzen erhalten blieben. Als fossile Überbleibsel findet man vor allem an norddeutschen Stränden und in Kiesgruben noch heute die kegelförmigen, kalkigen Spitzen des inneren Stütz-Skeletts, von Fachleuten Rostrum genannt. An norddeutschen Stränden findet man im Treibgut häufig Sepia-Schalen. Sie sind die Überbleibsel von einer bestimmten Tintenfischart, den Sepien, nachdem sich der Weichtier-Körper zersetzt hat oder gefressen wurde. Manchmal zeigt sich an einer Seite des Tintenfischskeletts noch eine kleine Spitze. Sie entspricht den Donnerkeilen, also dem Körperteil, das man als Fossil des ausgestorbenen Belemniten Tintenfisches finden kann. Donnerkeile galten in alten Kulturen als Heilmittel gegen eine Vielzahl von Krankheiten. So sollten sie als Amulett am Körper getragen bei Hexenschuss helfen, aber auch im gemahlenen Zustand fanden sie als Pulver mit dem Namen „Lapis lyncurium“ in der Medizin als heilendes und vorbeugendes Mittel u. a. bei Blasen- und Augenleiden Verwendung. Ferner galten Donnerkeile als Schutz gegen Blitzeinschläge. Da Blitze nicht zweimal an der gleichen Stelle einschlagen, konnte man sich durch das Mitführen eines Donnerkeils schützen. Während eines Gewitters legte man sie im Haus auf den Tisch. Aber auch gegen den Einfluss böser Geister oder bei Albträumen galten sie als hilfreich. Die Belemniten gehörten wie die Ammoniten zu den Kopffüßern und ähnelten im Aussehen den heutigen Kalmaren. Vorne mit 10 Fangarmen und einem Tintenbeutel ausgerüstet, war der hintere Körperteil durch ein trichterförmiges Innenskelett, dem geschossförmigen Rostrum, geschützt. Es diente gleichzeitig als Gegengewicht zum relativ schweren Vorderteil und ermöglichte somit den Tieren eine horizontale Schwimmlage. An den 10 Fangarmen besaßen sie statt Saugnäpfen Haken. Diese konnten bei den beiden längsten Fangarmen an den Enden bis zu 5 cm groß werden. Sie lebten weltweit in Meeren von 358 bis vor 66 Millionen Jahren. Ähnlich wie Ammoniten werden sie heute als Leitfossilien verwendet und starben zum Ende der Kreidezeit wegen Nahrungsmangel nach einem Asteroideneinschlag aus. Heute geht man davon aus, dass es 1800 Belemniten Arten gab. Belemniten lebten in Küstennähe an der Wasseroberfläche, mieden extremes Flachwasser, sauerstoffarme Verhältnisse und Tiefwasserbereiche, und waren zudem in gemäßigten und nördlichen Breiten häufiger als in subtropisch-tropischen Bereichen anzutreffen. Aufgrund der Wachstumsschichten in den Donnerkeilen, ähnlich den Jahresringen der Bäume, ist es möglich, ihr Alter zu bestimmen. Forscher gehen davon aus, dass Belemniten ca. 4 Jahre alt wurden. Die Größe der Tiere variierte stark. Kleine Exemplare mit wenigen Zentimetern Körperlänge gab es genauso wie Belemniten von 1,5-2,5 Metern ohne Tentakel. Als räuberische Kopffüßer schwammen sie wie ihre lebenden Verwandten durch Wasserausstoß horizontal vorwärts, seitwärts und bei Gefahr auch ruckartig nach rückwärts (Rückstoßprinzip). Die Belemniten ernährten sich von anderen Tieren, wie zum Beispiel Krustentiere oder kleinen Fischen Sie wurden aber auch selbst Opfer von Tieren. Ihre Hauptfressfeinde waren Saurier, Haie und Krokodile.