Das Mineralienmuseum Mettingen präsentiert:
Stein des Monats März 2022: Heliotrop.
Der Name Heliotrop stammt von den griechischen Worten „Heliou“ und „Tropai“ für „Sonne“ sowie „Kehre oder Wende“ ab. Die alten Griechen verehrten den Sonnenwendstein als lichtbringenden Erdenstein, der mit seiner grünen Farbe das Leben auf der Erde symbolisierte, während die roten Punkte das Blut der Erde verkörperten. Das Tragen eines Heliotrops sollte dem Träger eine harmonievollere Beziehung zu den Göttern der Erde und des Wassers schaffen und ein langes Leben schenken. In Indien und Ägypten gilt der Stein noch heute als mächtiger Heil- und Schutzstein, welcher nicht nur Krankheiten, sondern auch Feinde abwehrt. Von Hildegard von Bingen, die den Heliotrop und seine Wirkungen bereits im Jahre 1150 in medizinischen Werken beschrieb, wird überliefert, dass sie davon ausging, dass es sich bei den roten Einschlüsse des Heliotrop um das vergossene Blut Jesus Christus handele, welches zur Erinnerung an ihn in den Adern der Erde, aller Lebewesen und in uns Menschen ewig weiterfließen solle.
Die christliche Ursprungsgeschichte geht auf den Berg Golgatha zurück. Jesus Christus wurde auf diesem Berg gekreuzigt und sein Blut floss zu Boden, der mit grauen Felsbrocken bedeckt war. Die Steine nahmen das Blut auf und veränderten sich. Dabei wurde das Muster der oberen Schicht ungewöhnlich schön. Als interessante Steine wurden sie von Priestern verehrt und es wurden Gegenstände für die Kirche und Attribute religiöser Rituale aus den Steinen hergestellt. In Tempeln fand man Kerzenständer, Figuren und Talismane aus Heliotrop. Im Handel wird Heliotrop unter anderem auch als Blutjaspis bezeichnet. Dieses Synonym ist jedoch irreführend, da er eine Varietät des Chalcedons und somit ein Quarz ist und Jaspis eine andere Struktur hat. Wie bei Quarz üblich ist der Heliotrop ein Mineral vulkanischen Ursprungs. Die Bildung des Gesteins erfolgt in Lavaströmen. Deshalb wird an Küsten in der Nähe von Vulkanen oder dort, wo früher aktive Vulkane standen, oft nach diesen Steinen gesucht. Doch der Edelstein entsteht nicht nur in Lava. Hydrothermale Adern in Gebieten mit vulkanischer Aktivität sind ebenfalls für seine Bildung geeignet. Durch Austrocknung von Kieselsäurelösung in der Eisenoxid eingeschlossen ist, entsteht der Heliotrop. Eisenoxid ist dabei für die roten Punkte verantwortlich. Der Heliotrop gehört zur Mineralklasse der Oxide. Das Farbspektrum des Heliotrops reicht von hell- bis dunkelgrüner Farbe mit rosa, orangeroten, roten oder gelben Einsprenkelungen. Die grüne Farbe wird durch Einlagerungen von Hornblende verursacht. Da er, ebenso wie der Chalcedon, von mikrokristalliner Ausprägung ist, wird er ausschließlich in Form massiger, durchscheinender bis undurchsichtiger Aggregate gefunden. Seine Mohshärte beträgt 6,5-7. Damit zählt der Heliotrop zu den härteren Mineralien – ein Faktor, der nicht unbedeutend ist hinsichtlich der Eignung als Schmuckstein. Aufgrund seines lebhaften Farbenspiels ist der Heliotrop sehr begehrt und wird je nach Qualität zu Trommelsteinen, Cabochonen oder Tafelsteinen in Gemmen verarbeitet. Synonyme für den Heliotrop sind unter anderem: Blutstein / Bloodstone, Blutjapis, Xanthus, Jesusstein, Hildegardisstein. Die ersten Funde stammten aus Indien. Die ursprüngliche Mine ist zwar längst erschöpft und der Abbau abgeschlossen, aber Indien ist auch heute noch einer der größten Produzenten des Heliotrops. Wichtige Fundorte gibt es außerdem in Russland, Australien, Brasilien, China, Ägypten, Namibia und der USA. Im Mittelalter sprach man dem Heliotrop als bedeutendem Heilstein besondere Kräfte zu. Er soll die Selbstheilungskräfte aktivieren, die Immunabwehr steigern und im Kampf gegen Infektionskrankheiten unterstützen. Außerdem wirke er gegen Herzbeschwerden jeder Art, entgifte und reinige das Blut, senke das Fieber, befreie Verdauungsorgane von giftigen Keimen, lindere Krampfadern und Ischiasschmerzen, und helfe bei Gehörsturz, Tinnitus und Gleichgewichtsstörungen. Ferner wurde ihm nachgesagt, den Fluss der Körperflüssigkeiten und die Lymphe anzuregen, den Körper zu entsäuern, und ein Gegenmittel bei Gicht, Wadenkrämpfe und rheumabedingte Schmerzen zu sein. Neben seiner stark vitalisierenden Wirkung auf den Körper, soll er helfen Aggressionen zu mildern und Entscheidungen erleichtern. Er soll vor Albträumen schützen und tiefen, erholsamen Schlaf fördern, die Wahrnehmung verbessern und dabei helfen, in allen Situationen die Kontrolle zu bewahren und unerwünschte Einflüsse abzuwehren. Ferner wird ihm nachgesagt, dass er vitalisierend bei Müdigkeit, Erschöpfung und Abgeschlagenheit wirke, bei Nervosität beruhige, Zufriedenheit und Lebensfreude sowie wieder mehr Freude am Beruf und in der Arbeit bringe. Der früher nur selten gefälschte Heliotrop, wird gerade in jüngerer Zeit öfter nachgemacht. Im Bereich der geschliffenen Edelsteine tauchen Imitationen aus Glas auf. Im Bereich von Trommelsteinen wird Aventurin als Ausgangsstein zum Fälschen von Heliotrop verwendet.