Das Mineralienmuseum Mettingen stellt vor:
Stein des Monats Oktober: „Turmalin“.
Der Name Turmalin leitet sich aus dem singalesischen Begriff „thuramali“ für „Stein mit gemischten Farben“ ab. Kein anderer Edelstein kommt in so vielen Farbvarianten – angefangen bei farblos über rosa, rot, gelb, braun, grün, blau bis hin zu schwarz oder auch mehrfarbig vor. Besonders begehrt war früher der Schörl, ein schwarzer oder tiefblauer Turmalin, der unter anderem als Trauerschmuck Verwendung fand. Heute schlagen die Herzen der Edelsteinliebhaber vor allem für grüne (Verdelith) ,rötliche (Rubellit) und blaue Turmaline (Indigolith). Aufgrund des Farbenreichtums gilt der Turmalin auch als Stein des Regenbogens, zu dem zahlreiche mystische Legenden existieren. Der Überlieferung nach bildet er sich aus dem Urin von Luchsen, die ihn mit Erde bedecken, sodass der Turmalin nur von sehr erfahrenen Sammlern entdeckt werden kann. Die erste Beschreibung eines Minerals mit Benennung der Eigenschaften, geht auf Theophratos von Eresos (371 – 287 v. Chr.), einem Schüler von Aristoteles, zurück. Er beschreibt in seinem Werk De lapidibus als Lyngurium einen klaren, harten und sich kalt anfühlenden Edelstein, der wie Bernstein die Fähigkeit besitzt, andere Dinge wie Stroh und Laub oder auch dünne Plättchen Kupfer oder Eisen anzuziehen. Plinius der Ältere berichtet 77 n. Chr., dass dieser Stein, für den er den lateinischen Namen lyncurium einführte, in seiner Zeit niemand zu Gesicht bekommen habe. Zugleich zweifelt er den Mythos von den Luchsen an, womit man offenbar versuchte, die Seltenheit des Turmalins zu erklären.
Ein grüner Turmalin-Siegelstein mit dem Abbild Alexanders des Großen ist das wahrscheinlich älteste bekannte Exemplar. Die Römer glaubten, der Turmalin besäße geheime Kräfte, und verwendeten ihn für in Tierformen geschnitzte Broschen. Die ebenfalls gängige Bezeichnung des Turmalin als „Chamäleon-Edelstein“ bezieht sich nicht nur auf die Vielfalt seiner Farben, sondern auch auf die häufige Verwechselung mit anderen Edelsteinen. Der schwarze oder tiefblaue Schörl ist das erste Mineral aus der Turmalingruppe, das in der europäischen Literatur als solches beschrieben wurde. Es wurde zusammen mit Zinnstein in den Flusssedimenten des Erzgebirges gefunden, die seit dem 12. Jahrhundert von eingewanderten Bergleuten aus dem Fichtelgebirge abgebaut wurden. Turmaline waren im Mittelalter beliebte Schmucksteine, konnten damals aber noch nicht von anderen Edelsteinen, wie Rubin, Beryll oder Granat, unterschieden werden, rote Steine wurden daher als Karfunkel bezeichnete. So handelt es sich bei einem zentralen „Rubin“ der Wenzelskrone, die im 14. Jahrhundert für den Kaiser Karl IV. angefertigt wurde, wie sich nachträglich herausstellte, um einen roten Turmalin. Im 16. Jh. glaubten die Portugiesen, sie hätten auf brasilianischen Edelsteinfeldern Smaragde gefunden. Dreihundert Jahre später klärte die Wissenschaft diesem Irrtum auf, und der „Brasilianische Smaragd“ wurde als grüner Turmalin identifiziert. Der deutsche Mediziner Paul Hermann, der 1672-1677 als Arzt für die niederländische Ostindien- Kompanie tätig war und nach Ceylon reiste, brachte als Erster von dort Turmaline nach Europa. Ab 1703 waren Turmaline in West- und Mitteleuropa erhältlich, wodurch sich aber auch die Zahl der Verwechselungen mehrte. Der heutiger Name Turmalin setzte sich erst im 18. Jahrhundert durch. In Deutschland gilt der Turmalin auch als Lieblingsstein des Biedermeier. Die Turmalin- Gruppe ist als Mineralgruppe den Ring- Silikaten zu zuordnen und umfasst eine ganze Reihe von Mischkristallen mit identischer Kristallstruktur aber einer komplexen, variablen chemischen Zusammensetzung. Die Kristallisation erfolgt zumeist in trigonaler Symmetrie und bildet häufig gut ausgebildete, prismatische Kristalle mit einer typischen Streifung. Das vielfältige Farbspiel verdankt der Turmalin einer besonderen Konzentration von Eisen, Mangan, Kalzium, Nickel, Kobalt, Titan, Chrom oder Natrium. Die verschiedenen chemischen Zusammensetzungen kommen durch unterschiedliche Entstehungsweisen zustande. Turmalin bildet sich in erster Linie, wenn saures Magma mit einem hohen Anteil von Bor auf angrenzendes Gestein trifft. Man findet Turmalin in vielen magmatischen Gesteinen, häufig in Pegmatiten, hydrithermalen Gängen und vielen Erzlagerstätten sowie in metamorphen Gesteinen verschiedener Zusammensetzung und Bildungsbedingungen. In der internationalen Schmuckproduktion und bei Edelsteinsammlern ist der Turmalin aufgrund seiner guten Härte und relativen Unempfindlichkeit heute einer der beliebtesten Farbedelsteine. Turmaline lassen sich durch Reibung, Druck oder Wärme elektrostatisch aufladen. Dieser pyroelektrische Effekt wurde von holländischen Seefahrern entdeckt und genutzt, um Tabakasche aus Meerschaumpfeifen zu ziehen, und brachte den Turmalinen den Beinamen „Aschenzieher“ ein. Der Physiker Pierre Curie machte die Entdeckung, dass ein Turmalin Wärme und Elektrizität in Form von nieder-infraroten Strahlen erzeugt. Aufgrund seines komplizierten Aufbaues ist der Turmalin neben dem Granat der einzige kommerziell wichtige Edelstein, der bislang nicht künstlich hergestellt werden kann. Turmaline gibt es fast auf der ganzen Welt. Die bedeutendsten Lieferanten sind Afghanistan, Brasilien, Madagaskar, Mosambik, Namibia, Nigeria, Pakistan und Tansania. Besonders schöne Exemplare des Turmalins werden zu Schmuckstücken oder Kunstgegenständen verarbeitet. So ist die Meisterschale des DFB mit 5 großen und 11 kleinen Turmalinen besetzt und auch der DFB Pokal ist mit Turmalinen bestückt. Der Turmalin gilt als Stein der Erkenntnis und ihm wird nachgesagt, er verleihe Verhandlungsgeschick und Glück bei Unternehmungen aller Art. Daher wird er auch als Stein aller Kaufleute bezeichnet. Er soll das Streben nach Selbstständigkeit, Selbstverwirklichung und geistiger Freiheit stärken, zu Offenheit und Toleranz verhelfen und zur Überwindung von Trauer beitragen. Der schwarzer Turmalin (Schörl) gilt als einer der stärksten Schutzsteine gegen negative Energien. Als Heilstein soll er dynamisch, aufbauend und belebend wirken. Außerdem sagt man dem Turmalin nach, dass er stark auf den Energiefluss des Körpers einwirke. So wird rotem Turmalin zugeschrieben, dass er den Stoffwechsel und die Entgiftung des Körpers reguliere und die Durchblutung anrege. Bei den magischen Eigenschaften symbolisiert der Turmalin Reichtum und verspricht Freundschaft und Liebe.