Das Mettinger Mineralienmuseum stellt vor:
Stein des Monats Mai 2024: Labradorit.
Der Labradorit wurde 1770 vom tschechischen Missionar Pater Adolf eher zufällig an der Küste der kanadischen Halbinsel Labrador entdeckt. Die aus Böhmen stammenden Herrnhuter Missionare gründeten auf der waldreichen Halbinsel Labrador viele Siedlungen. 1777 wurde der Stein zum ersten Mal vom Britischen Museum (London) beschrieben. Seinen Namen „Labradorit“ erhielt das Mineral 1832 durch den französischen Mineralogen und Professor François Bedaunt (1787 – 1850) aufgrund des Fundortes auf der Halbinsel Labrador. Eine Legende der amerikanischen Ureinwohner besagt, dass das Polarlicht (Aurora Borealis) einst in den Felsen entlang der Küste von Labrador gefangen gewesen sei. Ein mutiger Krieger befreite es mit einem mächtigen Wurf seines Speeres. So ist das Polarlicht heute hoch im Norden zu sehen, nur einige wenige Strahlen blieben zurück und wurden zu dem Edelstein, den wir heute Labradorit nennen. Umgangssprachliche Bezeichnungen für den Labradorit lauten „Schwarzer Regenbogen“ und „Feuerstein“. Der Labradorit ist ein Plagioklas, eine relativ häufig vorkommende Mineralmischung aus Albit und Anorthit aus der Familie der Feldspate. Er gehört zur Mineralklasse der Silikate und zeichnet sich durch seine beeindruckende Farbvielfalt und seinen starken Labradoreszenz-Effekt aus. Unter Labradoreszenz versteht man das farbenfrohe „Lichtspiel“, das von der Edelsteinstruktur hervorgerufen wird, indem sie das Licht in seine Spektralfarben aufbricht. Wenn der Labradorit bei hohen Temperaturen kristallisiert, sind seine chemischen Strukturen miteinander vereinbar und bilden verschiedene Schichten. Beginnt die Mischung abzukühlen, trennen sich die chemischen Elemente voneinander und erschaffen unterschiedliche Kristallebenen mit unterschiedlicher Tiefe. Wenn Licht in den Labradorit fällt, verfängt es sich in diesen Ebenen und reflektiert von einer zur nächsten. Die Stärke dieser Schichten und die Geschwindigkeit des Lichts bestimmen, welche Farben absorbiert werden. Die Labradoreszenz erscheint als farbige Reflektionen entlang der Spaltungsebenen, wenn das Licht den Edelstein aus verschiedenen Winkeln trifft. Sie ist normalerweise blau, kann aber auch goldene, grüne, violette oder rote Töne annehmen. Der Labradorit bildet sich entweder magmatisch in Dunit, Gabbros, Basalt und Anorthosit oder metamorph in Amphibolit. Wichtige Fundstätten befinden sich in Australien, Kanada, China, Finnland, Indien, Mexiko, Norwegen, Russland, Tansania und den USA. Aktuell ist Madagaskar die weltweit beste Quelle für hochwertigen Labradorit. Labradorite gibt es in unterschiedlichen Varietäten. In den 1960er-Jahren entdeckte man in Finnland den farbenprächtigen, bunt schillernden Spektrolith, der eine seltene Varietät des Labradorits darstellt und der sich durch das volle Farbspektrum der Labradoreszenz auszeichnet. Der weiße, fast durchsichtige Labradorit mit der Handelsbezeichnung Madagaskar-Mondstein oder auch Regenbogen-Mondstein mit kräftig blauem Flächenschiller wird gerne als Imitation für den echten Mondstein verwendet. Ein dritter Vertreter der Labradorit-Gruppe ist der seit 1995 im Handel befindliche Galaxyt, ein schimmernd schwarzes Mineral mit winzigen Einsprengseln von Labradorit, welches auch in Kanada gefunden wird. Anorthosit schließlich ist ein Gestein, das reich an Labradorit ist, und häufig als Stein in der Architektur eingesetzt wird. Er wird unter einer Vielzahl von Namen verkauft, wie „Blauer Granit“ oder „Labradorit-Granit“ und für Küchenarbeitsplatten, Fliesen, Fensterbänke oder Verblendsteine verwendet. Aufgrund seines schönen Schimmers wird Labradorit gerne zu Schmucksteinen und Gegenständen des Kunstgewerbes verarbeitet. Häufig wird er für Schnitzereien und Kameen verwandt. Seine hohe Empfindlichkeit gegenüber jedem Wärmeeinfluss, Säuren und Laugen macht eine Verarbeitung jedoch schwierig. Labradorit ist weicher als Quarz und daher kratzempfindlich gegenüber Staub, der mehrheitlich auch feine Quarzkörner enthält, und daher die Oberfläche des Steins mit der Zeit stumpf aussehen lässt. Das gilt besonders bei mineralischen Bodenbelägen, die Labradorit enthalten. Die größte Menge der im Markt erhältlichen Labradorite sind opak und werden häufig als Cabochon geschliffen und hochglanzpoliert. Im Gegensatz dazu wird der transparente Labradorit in der Regel facettiert. Dem Labradorit sagt man nach, dass er durch seine Farbenvielfalt die Fantasie beflügelt, die Kreativität steigert und das Erinnerungsvermögen stärkt. Ebenso soll er die Intuition schärfen und einen vernünftigen Sinn für die Realität fördern. Des Weiteren soll Labradorit dazu beitragen, die eigenen Gefühle zu intensivieren und veranschaulicht dabei die eigenen Ziele sowie Absichten. Durch seine beruhigende und ausgleichende Wirkung ist der Labradorit der richtige Stein bei einem aufbrausenden Temperament. Er gilt als toller Begleiter in Momenten der Überforderung und hilft uns dabei, „nicht überzukochen“. Auf der körperlichen Ebene soll der Labradorit Beschwerden im Knochen- und Gelenksbereich, wie etwa bei Rheuma, Gicht oder Arthrose lindern. Auch auf das Herzkreislaufsystem und den Blutdruck sagt man ihm Einfluss nach. Neben seiner Verwendung als Schmuckstein und Heilstein eignet sich Labradorit auch als dekoratives Element in Wohn- oder Arbeitsräumen. Seine beeindruckende Farbgebung und das schimmernde Erscheinungsbild macht ihn in jedem Raum zu einem Blickfang und sorgt gleichzeitig für eine harmonische Atmosphäre. Das Aufstellen von Labradorit in Form von Skulpturen, Kugeln oder Rohsteinen kann dazu beitragen eine Umgebung zu schaffen, in der Wohlbefinden und Entspannung gefördert werden.
Text & Foto Karin Brinkmann.