Das Mettinger Mineralienmuseum stellt vor: Stein des Monats April 2024: Coelestin

Das Mettinger Mineralienmuseum stellt vor: Stein des Monats April 2024: Coelestin.

Der Name des Steins des Monats April leitet sich vom griechischem „ceolestis“ ab und bedeutet so viel wie „himmlisch“ oder „himmelblau“, wobei auf die Farbe des Coelestin Bezug genommen wurde. Das Mineral Coelestin ist auch unter den Namen Zölestin, Schützit oder Schätzit sowie als Strontium Erde bekannt, und gehört zur Mineralklasse der Sulfate. Die alten Griechen glaubten, der Coelestin wirke nur dann, wenn man ihn als Geschenk von einem Freund bekäme. Erst dadurch solle er in der Lage sein, alles Böse aus dem Körper zu her auszuspülen. Die Römer nannten den Coelestin Aqua-Aura. Sie schätzten seine Heilkräfte bei Verletzungen, Wunden und seine stärkende sowie beruhigende Eigenschaft auf die Seele. Coelestin bildete sich vor etwa 65 Millionen Jahren im erdgeschichtlichen Zeitalter des Tertiär in Klüften und Hohlräumen von Sediments Gesteinen, wie Kalkstein oder Mergel, oder in Salzgesteinen, und zwar meist in Verbindung mit Anhydrit, Gips, Halit oder Schwefel. Sulfathaltige Lösungen in Verbindung mit Strontium, Barium und Kalzium haben dann die großen und schweren Kristalle geschaffen, die eine sehr große Vielfalt von rhombischen, sehr dicht gewachsenen klaren, hellblauen Kristallspitzen zeigen. Wer Coelestin zuerst entdeckte, ist nicht klar. Offiziell wurde das Mineral 1781 auf Sizilien entdeckt, andere Quellen sprechen von einer Erstbeschreibung im Jahr 1791, wobei der Coelestin aus Belliwood, Blair County, Pennsylvania stammte. Das Mineral wurde Ende des 19. Jahrhunderts in England und Deutschland bergmännisch abgebaut, wobei der Hauptverwendungszweck die Restentzuckerung von Melasse und die Herstellung von Feuerwerk war. Zwischen 1880 und 1920 deckten die Gruben in der Avon Gorge bei Bristol in England 90 % des Welt-Coelestinbedarfs. Dort wurde Coelestin bis Mitte der 1930er-Jahre gefördert. Die einzigen großen, allerdings inzwischen erschöpften Coelestin-Lagerstätten in Deutschland befanden sich bei Giershagen im Sauerland, wo um 1900 rund 10.000 Tonnen reiner Coelestin von besonderer Qualität entdeckt wurde, sowie bei Gembeck im hessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg, wo noch Coelestin in den 1920er-Jahren abgebaut wurde. Besondere Bekanntheit aufgrund außergewöhnlicher Coelestinfunde erlangten unter anderem die Lagerstätte „Sakoany“ auf Madagaskar (15 cm große Kristalle) und Municipio Muzquiz in Mexiko, wo man bis zu 30 Zentimeter große Kristalle fand. Die bisher größten bekannten Coelestine, blaue Stalaktiten von bis zu einem Meter Länge, wurden allerdings in Argentinien entdeckt. Selbst in Gesteinsproben vom Mond, genauer vom Landepunkt der Luna 16-Mission, konnte Coelestin nachgewiesen werden. In reiner Form ist Coelestin farblos und durchsichtig. Durch Kristallbaufehler entstehen im Coelestin Farbzentren, die dem Kristall seine charakteristische bläuliche Farbe verleihen. Die hellblaue Farbe verblasst nach Erhitzen über 200oC und kehrt nach Bestrahlung mit Röntgenstrahlen wieder zurück. Als Heilstein wird Coelestin eine besonders starke Wirkung zugesprochen. Da er nur noch selten gefunden wird, wird inzwischen Bergkristall mit Gold bedampft, um dieselbe Farbe zu erzielen. Dieser Bergkristall wird ebenfalls als Aqua-Aura bezeichnet und wirkt sehr ähnlich wie Coelestin. Coelestin sagt man nach, dass er unser Leben stabilisiere, uns willensstark und durchsetzungsfähig mache. Die Kristalle sollen uns Mut geben Vorhaben erfolgreich und ergebnisorientiert anzupacken. Coelestin soll Körper und Seele in Einklang bringen und dadurch für mehr Freude, Entspannung und Ausgeglichenheit sorgen. Außerdem soll Coelestin von inneren sowie äußeren Zwängen befreien und Ängste lindern. Coelestin ist ein wichtiges Erz zur Gewinnung von Strontium. In der Stahlproduktion dient Strontium als Legierungselement unter anderem zum Entfernen von Schwefel und Phosphor. Coelestin ist zudem nötig zur Herstellung von Farbstoffen, buntem Glas und Elektrobatterien. Ferner wird es als Strontiumnitrat, -oxid und -bromid zur Rotfärbung von Feuerwerk benutzt. Strontiumoxid mindert die Strahlungsintensität in Bildschirmröhren. Der Einsatz ist in den USA gesetzlich vorgeschrieben. Bedingt durch die weltweite Konzentration der TV-Geräteproduktion sind die USA, China, Japan und Korea die größten Verbraucher von Strontium. Fast der gesamte Strontium Bedarf der US-Glasindustrie für strahlungsarme Bildschirme wird durch Coelestinimporte aus Mexiko gedeckt; fast die gesamte Coelestin-Produktion der Türkei geht nach Korea. Die aktuell größten Coelestin-Produzenten sind Spanien, Mexiko, China, Spanien und die Türkei. Kleinere Coelestin-Förderländer sind Argentinien, Iran, Algerien und Pakistan. Der Abbau von Coelestin in den USA und England wurde eingestellt. Trotz seiner ansprechenden hellblauen Farbe und den schönen oft wasserklaren Kristallen ist Coelestin aufgrund der geringen Mohshärte von 3 bis 3,5 und seiner Empfindlichkeit gegenüber Säuren für die kommerzielle Verwendung als Schmuckstein nicht geeignet. Für Sammler gibt es ihn in Form von Trommelsteinen und Handschmeichlern.